Zukunft der Kommende Siersdorf

Als Eigentümer des Herrenhauses der ehemaligen Deutschordens-Kommende Siersdorf führt der Förderverein mit Bundes- und Landesmitteln Maßnahmen zum Substanzerhalt des „national wertvollen Kulturdenkmals“ durch. Er wird dabei unterstützt von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der NRW Stiftung Natur – Heimat – Kultur sowie privater Spender. Der Förderverein strebt an, das Bauensemble der ehemaligen Niederlassung des Deutschen Ordens wieder besser erfahrbar zu machen.

An der Fachhochschule Köln / Fakultät für Architektur, Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege sind im Sommersemester 2006 fünf Diplomarbeiten zur Kommende Siersdorf entstanden. Susanne Dzuck, Jutta Große-Venhaus, Judith Kerscher, Sandra Springob und Okka Frede haben sich unter der Anleitung der Professoren Norbert Schöndeling und Michael Werling mit der Umnutzung des Herrenhauses der Deutschordens-Kommende beschäftigt. Hier stellen wir die vielversprechenden Entwürfe vor.

Erarbeitung eines Erhaltungs- und Nutzungskonzeptes für die Kommende Siersdorf in Aldenhoven

Die Kommende Siersdorf scheint ein Sorgenkind der Denkmalpflege zu sein. Immer wieder wurden in der Vergangenheit Anläufe unternommen, diese Anlage zu retten. Aus den verschiedensten Gründen zeigte dies bisher keinen wirklichen Erfolg. Dabei hat die Anlage größere Aufmerksamkeit durchaus verdient. So hat der ehemalige Sitz des Deutschen Rittenordens auch die Fakultät für Architektur der Fachhochschule Köln immer wieder beschäftigt. Im Sommersemester 2006 konnte schließlich vom Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege eine Diplomarbeit zur Erhaltung der Anlage herausgegeben werden. Dieses Thema wurde von den Studentinnen Sandra Springob, Susanne Dzuck, Okka Frede, Jutta Große-Venhaus und Judith Kerscher im Sommersemester 2006 gewählt. Die Arbeit wurde betreut von Prof. Dr. Norbert Schöndeling und Prof. Dr. Michael Werling.

Die Aufgabe

Das Hauptgebäude der Kommende Siersdorf ist trotz seines derzeitigen maroden Zustandes immer noch ein bedeutendes Geschichtszeugnis. Es spiegelt die Bedeutung des Deutschen Ritterordens wieder und dokumentiert auch weiterhin sehr eindrucksvoll die Renaissance-Baukunst im Rheinland. Erst umfangreich in den 1930-er Jahren restauriert und eingerichtet, wurde es schon bald Opfer der Kriegshandlungen. Das Gebäude brannte aus, die Gartenseite zeigt großflächige Einschläge durch Beschuss. In den 1950-er Jahren erfolgte eine nur notdürftige Sicherung, die allerdings eine Wiederherstellung bzw. erneute Nutzung bereits vorsah. So wurden zwei Decken über dem Erdgeschoss und dem 1. Obergeschoss aus Betonfertigteilen eingezogen, von denen die obere Decke als Notdach abgedichtet wurde. Aufgrund unzureichender Wartung zeigen auch diese beiden Decken in der Zwischenzeit umfangreiche Schäden, so dass zu vermuten ist, dass diese Decken wieder ausgebaut werden müssen. Völlig ungesichert sind die Mauerkronen. Wasser dringt ein, das Mauerwerk wird durch Wurzeln auseinander gesprengt. Seit mehr als 60 Jahren wartet das Gebäude auf eine grundlegende Sicherung.

Denkmalverträgliche Nutzung

Die Kommende Siersdorf belegt, dass Denkmäler in der Regel eine sinnvolle Nutzung benötigen, um auf Dauer erhalten zu bleiben. Nur in Ausnahmefällen gelingt es, Gebäude auch als Ruinen zu konservieren. Aber auch die Ruinensicherung erfordert Aufwand und verursacht nicht unerhebliche Kosten. Will man nur, dass ein Gebäude so erhalten bleibt, wie es vorgefunden wird, dann sind bereits erhebliche Mittel notwendig, um den stetigen Verfallsprozess zu verlangsamen. Bei der Kommende Siersdorf findet eine regelmäßige Wartung nicht statt. Jahr für Jahr geht wertvolle Substanz verloren. Diese Substanz aber ist Träger des Denkmalwertes. Geht diese Substanz verloren, dann geht auch der Denkmalwert verloren. Und zwar unwiederbringbar, denn nachwachsende Denkmalsubstanz gibt es leider nicht.

Nur bei einer geeigneten Nutzung wird man bereit sein, in den Erhalt des Gebäudes zu investieren. Dabei ist stets zu bedenken, dass die Nutzung eines Denkmals „Mittel“ der Denkmalpflege ist, nicht deren „Ziel“. Dies wird häufig verwechselt. Oberstes Ziel von Denkmalschutz und Denkmalpflege ist, die historische Substanz der Kommende zu bewahren. Gelänge es mit einem Wundermittel, die vorhandene Substanz so zu konservieren, dass sie keinerlei weiterem Verschleiß unterläge, dann hätte die Denkmalpflege ihr Ziel bereits erreicht. Dieses Wundermittel gibt es jedoch nicht. Es gilt also eine Nutzung für die Kommende zu finden, die dazu beiträgt, das Gebäude als

 

Geschichtszeugnis zu bewahren. Nutzungen, die eine hohe Rendite abwerfen, aber gleichzeitig zu umfangreichen Verlusten an Denkmalsubstanz führen, können kaum denkmalverträglich sein. Nicht jede Nutzung ist damit automatisch auch ein Gewinn für das Gebäude. Und so muss jede Nutzung dahingehend zu überprüfen sein, in welcher Weise das Denkmal erhalten bleibt bzw. verloren geht. Die Diplomarbeit gab dem entsprechend keine Nutzung vor. Die Bearbeiterinnen hatten vielmehr eine Nutzung zu wählen, die geeignet ist, das Gebäude als Denkmal zu erhalten. Dabei wurden die Bearbeiterinnen ermutigt, nach wirtschaftlichen Nutzungen zu suchen. Natürlich wäre es denkbar gewesen, das Hauptgebäude der Kommende auch als Museum oder als Außenstelle der Stadtverwaltung einzurichten. Die derzeitige Lage der kommunalen Finanzen lässt solche Lösungen aber eher unwahrscheinlich erscheinen. Alle Bearbeiterinnen haben daher nach Nutzungen gesucht, die in der Region durchaus eine Chance auf Realisierung vermuten lassen. Dabei gehörte es auch zur Aufgabe, zu den jeweiligen Nutzungen ein entsprechendes Raumprogramm zu entwickeln. Hierzu haben die Bearbeiterinnen jeweils umfangreiche Recherchen betrieben.